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Köster, Heinrich Martin Gottfried (Hrsg.);

Roos, Johann Friedrich (Hrsg.)

Deutsche Encyclopädie

Oder Allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften
Von einer Gesellschaft Gelehrten
24 Bände
Varrentrapp und Wenner; Frankfurt am Main 1778-1807
Sprache
  • deutsch
Schlagworte
Einheitssachtitel
Normdaten (Autor/in)
Literaturhinweise

Bandeinteilung

Vorrede.

"Wir legen dem deutschen Publicum den ersten Band einer deutschen Encyclopädie vor. Die Absicht und die Einrichtung dieses Werks haben wir in einem voriges Jahr herausgegebenen Prospectus bekannt gemacht; und es sey uns erlaubt, das wesentliche und hiehergehörige aus dieser Nachricht hier zu wiederholen.

Daß Wissenschaften und andere nützliche Kenntnisse auch allgemeinere Kenntnisse geworden sind, und noch immer mehr werden, nicht mehr, wie vor Zeiten, Mysterien, ein Eigenthum und Alleinhandel einiger weniger Initiirten sind, dieses hat man ohne Zweifel neben anderen Beförderungsmitteln den Realwörterbüchern zu danken. Durch sie wird jeder Wisbegierige in den Stand gesetzt, von tausend Gegenständen des menschlichen Erkenntnißes Ideen und Nachrichten zuerhalten, die er auf anderen Wegen nicht, oder weniger bequem erhalten konnte.

Und dieses bestimmt zugleich die Absicht dieser Werke. Sie sollen nicht die Wissenschaften mit ihren ersten Gründen in ihrer Verbindung, in ihrem völligen Umpfange enthalten. Sie sollen nicht Charte und Geographie, sondern nur Sammlung einzelner kurzen Topographien seyn; Inventarien über die große Oeconomie der Wissenschaften.

Sind sie dieser Absicht gemäß eingerichtet, so ist ihr Nutzen gegen alle Einwürfe und Sophismen gesichert.

Nicht weil es unbekannt, sondern weil es wahr ist, und hieher gehört, sagen wir, daß es selbst dem Gelehrten von Profeßion, wenn ihm auch weder Genie noch Fleiß fehlt, unmöglich ist, alles Wissenswürdige, was der fruchtbare Menschenverstand erfunden hat, zu wissen. Von manchen Wissenschaften wird er kaum die Oberfläche berühren können, ihren Namen und ihre vornehmsten Theile und Gegenstände historisch kennen lernen. Mit anderen ist er näher bekannt, aber doch lange nicht genug, um sie ganz umfassen und alle ihre Objecte mit gleicher Ausführlichkeit und Deutlichkeit sich denken zu können.

Es wird also dem Gelehrten ein Wörterbuch nicht anderst als schätzbar seyn, aus welchem er ohne Mühe und Zeitverlust, brevi manu, wie es die Rechtsgelehrten nennen, wenigstens allgemeine Ideen von solchen Dingen schöpfen kann, die nicht Gegenstände seines Hauptstudiums sind.

Der Arzt wird freylich nicht daraus lernen wollen, was Fieber, Krampf und Blutfluß ist, so wenig als der Kaufmann was Buchhaltung und der Soldat was Pelotonfeuer heißt; aber er wird vielleicht darinn suchen, was Valesianer, was jus eundi in partes, was Paralaxe heißt.

Und stoßen uns nicht selbst in den Wissenschaften, die unser Hauptgeschäfte sind, zuweilen (manchem auch wohl öfter, als zuweilen) Wörter und Begriffe auf, die uns stillstehen machen, und zwingen, über ihren Sinn nachzudenken oder nachzuschlagen. Sollten wohl alle Gottesgelehrte wissen, was Taskodrugiten, Gallionismus, Semanterion; alle Rechtsgelehrte, was Lex Vectibulici, Lerhigkeit, Treuga, Leistungsrecht; alle Aerzte, was Gramme Ischomenos; alle Philosophen was Grundbestimmung, moralischer Sinn, Sympathie (in der modernen Bedeutung); jeder Oeconom was Genseng, Cassava, Tang; jeder Mathematikverständiger, was Hypobibasmus, Paophi, Punctum lineans, u. d. g. heißt.

Auch in diesem Fall wird der Gelehrte nach einem Wörterbuch greifen, und froh seyn, wenn es ihm Belehrung giebt.

Noch nützlicher und wichtiger ist ein solches Werk für den Theil des Publicums, der keine Profeßion von den Wissenschaften macht, aber doch ein Freund der Lecture und nützlicher Kenntnisse ist, für den Mann vom Stande, Soldaten, Kaufmann, und für den schönern Theil des menschlichen Geschlechts. Sie können sich daraus in vielen Fällen Unterricht holen, ohne genöthiget zu seyn, sich zuvor durch die trockene Sandwüsten allgemeiner Grundsätze, oder den verwachsenen Wald eines zusammenhängenden Systems durchzuarbeiten.

Diese Vortheile haben die Gelehrten von mehr als einer Nation bewogen, solche Realwörterbücher auszuarbeiten. Man hat sie beynahe über alle einzelne Wissenschaften, Künste und Beschäfftigungen des menschlichen Lebens geschrieben, selbst die Betrügereyen, eine nicht ungewöhnliche Beschäfftigung, nicht ausgenommen.

Allein eben dieser Ueberfluß hat wieder, wie aller Ueberfluß, seine Unbequemlichkeiten. Wie viele haben Lust oder Vermögen sich diese ganze Wörterbücherbibliothek anzuschaffen?

Man kam also auf den Gedanken, allgemeine, über alle Künste und Wissenschaften in gleichem Grade sich ausbreitende Lexica zu entwerfen, und führte auch diesen Gedanken aus. Die Geschichte dieser Allgemeinen Wörterbücher zu erzählen, würde in dieser Vorrede ein allotrisches Nebenwerk seyn. Sie gehört in unser Wörterbuch, und dort wird sie stehen. Hier sey es uns genug anzuführen, daß man zweyerley Werke dieser Art habe, größere und kleinere. Unter den letztern ist das vornehmste Jablonsky Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften, ein Werk dessen Werth wir nicht heruntersetzen wollen, das aber doch jeder Kenner in vielen seiner Artikel für zu kurz und unzureichend erklären wird. Größere Werke dieser Gattung, sind Chamber's Cyclopaedia, die berühmte Encyclopedie ou Dictionnaire universel de Sciences, des Arts & des Metiers, und das Zedlerische Universal Lexicon. Die beyden ersten sind nicht für alle deutsche Leser brauchbar, das letzte hat zu viele, ohne Kenntniß der Sache, Präcision und Ordnung compilirte Artikel. Alle drey sind reich an Unrichtigkeiten und kostbar für die Käufer.

Wir haben uns entschlossen ein Werk auszuarbeiten, daß zwischen den größern und kürzern Werken dieser Classe in der Mitte stehet, das bey der äußersten Vollständigkeit die möglichste kleinste Masse und Ausdehnung hat. Unsere Vorgänger in England, Deutschland und Frankreich wollen wir weder übersetzen noch ausschreiben, sondern benutzen, wie jeder Schriftsteller den andern zu benutzen das Recht und die Pflicht hat. Nicht allein aber sie, sondern die claßischen Schriften aus allen Wissenschaften und Zeiten sollen unsere Rathgeber seyn.

Um nicht in ein gränzenloses Meer zu gerathen, werden wir alle geographische und historische Artikel, welche eigene Namen (einzelner Dinge, nomina propria) sind, übergehen, und nur solche aufnehmen, welche als gemeinschaftliche Namen (nomina appellativa) anzusehen sind.

Auch Sprachlexicon soll das Werk nicht seyn. Daher wird weder ein deutsches noch fremdes Wort darinn Artikel werden, wenn es nicht Kunstwort ist.

Übereinstimmung muß zwar und wird in diesen Artikeln einer jeden Kunst und Wissenschaft seyn. Aber einen Zusammenhang unter Materien und Wissenschaften ängstlich aufzusuchen, die wenig oder gar nicht zusammenhängen, diese Bemühung, und die Ehre dafür, wollen wir den Verfassern der französischen Encyclopedie überlassen. Wir versprechen also auch nicht, daß jemand, welcher alle Artikel einer Wissenschaft in unserm Werk nachschlägt, darum nun ein System dieser Wissenschaft besitzen wird. Vermuthlich wird aber auch kein Deutscher auf die Gedanken kommen, System aus einem Wörterbuch lernen zu wollen.

Dennoch soll unserer Arbeit von der Seite der Vollständigkeit nichts fehlen. Die Artikel werden zahlreicher seyn, als in der englischen und französischen Encyclopedie, und jeder Artikel so vollständig, daß er von der Sache einen so deutlichen und hinlänglichen Begriff giebt, als man ihn in einem Wörterbuch erwarten und geben kann.

Neue Entdeckungen wird man in einem Buche dieser Art nicht suchen, wenn man gleich mit Recht verlangen kann, daß die Verfasser keine Compilatoren und Plagiarier seyn, und nicht bloß mit der Hand, sondern auch mit dem Kopfe arbeiten sollen.

Der Absicht eines solchen Wörterbuches scheint es uns zuwider, wenn die Verfasser allezeit dogmatisiren, und nur immer ihre eigene Meinungen geltend machen wollen. Sie sollen mehr Historiker, als Dogmatiker seyn. Wir werden daher nach kurzen doch zureichenden Beschreibungen und Erklärungen der Sache, die Gründe einer Wahrheit anführen, und wo auch Gründe für das Gegentheil sind, sie nicht verschweigen. Der Leser mag alsdann prüfen, wägen und wählen.

Entscheidender Ton, Geist des Systems und Sectirerey, soll in dem Werk nicht sichtbar seyn, am wenigsten in dem philosophischen und theologischen Theile. Und daher wird es allen Religionspartheyen, allen philosophischen Secten, allen Ständen und Klassen von Lesern in gleichem Grade brauchbar seyn.

Insonderheit werden wir alle Aeußerungen vermeiden, welche der Religion überhaupt und der christlichen insonderheit nachtheilig seyn könnten, und wenn wir im Namen anderer von solchen Materien zu reden genöthiget seyn werden, ihren Einfluß und Nachtheil kürzlich anzeigen, ohne darüber zu polemisiren.

Reinigkeit, Bestimmtheit und Deutlichkeit im Ausdruck wird man fordern und finden. Aber Witz für Gründe, Blumen statt nahrhaften Früchte zu geben, sind wir nicht Willens.

Um die Leser näher zu unterrichten, welche Wissenschaften in den Bezirk dieses Werks eingeschlossen seyn werden, wollen wir das Verzeichniß hersetzen.

Wir setzen Verzeichniß. Leicht wäre es uns gewesen, mit den Verfassern der französischen Encyclopedie einen Stammbaum der Wissenschaften zu entwerfen. Aber wozu würde er dienen, da in den so sehr gepriesenen Geschlechts- und Verwandschaftstafeln aller menschlichen Kenntnisse, wenigstens eben so viel willkührlich angenommenes ist, als in einer Stammtafel einer alten Familie, die ihre Ahnen von Carl dem Großen, oder gar von einem Helden des trojanischen Kriegs herleitet. Also die Gegenstände unsers Werkes sind:

Philologie, Grammatik, Critik.

Historische Wissenschaften: Geschichte; Geographie; Genealogie; Chronologie; Heraldick, Archäologie; Diplomatick; Numismatick &c. Wegen der Geschichte haben wir schon oben eine Einschränkung festgesetzt, die wir hier wiederholen.

Naturhistorie; Physick; Arzneykunst mit ihren Theilen; Chemie; Chirurgie &c.

Mathematische Wissenschaften; deren Namen herzuzählen überflüssig wäre.

Kriegswissenschaften; Artillerie, Fortification, Taktik &c.

Oeconomie nach ihrem ganzen Umfange, Bergwerks- Cameral-Policey-und Handlungs-Wissenschaften &c.

Philosophie mit allen ihren Theilen, theoretischen und practischen.

Schöne Wissenschaften und Künsie, Mahlerey, Bildhauerkunst, Musick &c

Mechanische Künste; Reit - Tanz - und Fechtkunst; Profeßionen und Handwerker &c.

Rechtsgelehrtheit und Theologie nach allen ihren Theilen. In Ansehung der letzten haben wir schon versichert, daß wir keiner Religionsparthey zu nahe tretten wollen.

Das Publicum hat also den Accord, es hat die gelieferte Arbeit vor sich. Es prüfe, ob diese jenem gemäß ist. Nur einige Erläuterungen haben wir zu geben; sowohl über das, was wir gethan haben, als darüber, was vielleicht erwartet, aber nicht geleistet worden ist. Wir erkennen und fühlen, daß dieser erste Band weit unter dem Ideal steht, das wir uns von einem Werk dieser Art machen, und dem wir in Zukunft näher zu kommen mit Grund hoffen. Es ist Pflicht gegen uns, die Ursachen davon anzuführen.

Billig sollte der Druck eines solchen Buches nicht eher angefangen werden, bis das ganze Manuscript von: A ist der erste Buchstabe &c. bis: Zwitter ist ein Mensch &c. vollendet da läge. Die Ursachen sind leicht einzusehen. Die Verfasser würden in diesem Falle das Ganze mit allen seinen Theilen besser übersehen; jeden Theil vollkommen in sich und passender zum Ganzen arbeiten können. Die Colonie, welche das ganze Land zuvor durchreiset, ehe sie sich anbauet, wird ihre Einrichtung besser machen, als die, so heute ankert, und morgen am Strande schon Fundamente legt. Wenn immer zuerst der allgemeine Artikel, und dann die Artikel von den darunter gehörigen Gattungen, zuerst der Artikel von der Sache und hernach die Artikel von ihren besondern Eigenschaften u. s. w. gearbeitet werden: so wird der Verfasser leichter und auch besser arbeiten. Der Artikel Urtheil z. E. müßte eher niedergeschrieben werden als Beyurtheil, Haupturtheil, Inhäsivurtheil; obgleich die alphabetische Ordnung will, daß jener erst nach allen diesen folge.

Abweichung der Ecliptik, des Magnets, der Lichtstrahlen stehen vor Eccliptik, Magnetic und Lichtstrahlen; und diese Artikel sollten doch billig eher ausgearbeitet werden, als jene. Eben so ist es mit Handel, Activhandel und hundert andern Artikeln.

Die Verfasser werden auch über der Arbeit sich selbst tiefer in ihre Materien hineindenken, ihre Kenntnisse reicher und gründlicher machen. Denn wenn jemand über eine Sache, die ins Z gehört, liest, forschet, denkt: so wäre es seltsam, wenn er nicht dabey auch manches auffinden und erfinden sollte, das er im A brauchen kann und brauchen soll. Mancher Unterlassungsfehler wird auf diese Art unterbleiben; denn oft spürt man erst einen Artikel auf, wann der Buchstabe, zu dem er gehört, schon abgedruckt ist.

Aber noch mehr: Hätten die Verfasser ihr Werk ganz vollendet; so könnten sie ein allgemeines Register im Publicum aushängen, und jeden Vorbeygehenden fragen, (auch Schuster würden da so gut als über Apelles Gemählde mitsprechen können) ob und welche Artikel fehlten. Ferner gewisse Ungleichheiten würden vermieden werden. Einer von mehreren Verfassern bringt eine Sache an den Ort, wohin der fremde in seinem Fache gewöhnlichere Name sie gebracht haben will; der andere, der von derselben Sache, aus einem andern Gesichtspunkt betrachtet, handelt, setzt sie dahin, wohin sie die deutsche Benennung ruft; z. E. der Jurist wird vielleicht vom Gesetz im L unter Lex sprechen; der Philosoph wird davon im Buchstaben G reden; der eine Verfasser wird von den Altären unter Ara, der andere unter Altar handeln &c. Dieß ist ein Fehler, der leicht gehoben werden könnte, wenn das ganze Manuscript vor dem Anfange des Druckes fertig wäre.

Allein die Schwierigkeiten, diesen Plan zu befolgen; Schwierigkeiten auf Seiten der Verfasser und der Verleger, die man Sachverständigen zu detailliren nicht nöthig hat, sind so groß, daß sie nahe an die Unmöglichkeiten gränzen. Also kurz, man mußte diese Idee aufgeben.

Doch diese Erfordernisse, wann ein Werk, wie das gegenwärtige, bis zu einem gewissen Grad der Vollkommenheit hinanstreben will, sind so wenig die einzigen als die wichtigsten.

Auch eine hinlängliche Anzahl Verfasser müßten sich zu einem solchen Unternehmen vereinigen, wenn es durchaus und vollkommne Meisterarbeit werden soll. Ein Mann, der in allen Fächern der Wissenschaft, zu der er sich bekennt, gleich stark nicht seyn will, sondern ist, ist ein seltnes Phänomen am litterarischen Himmel. Also nicht nur für jede Wissenschaft, sondern oft auch für die einzelne Aeste einer Wissenschaft müßten eigne und besondere Mitarbeiter bestellt werden. Sechs Männer waren zu einem encyclopedischen Werke viel zu wenig. Die Verfasser wurden davon erst völlig überzeugt, als ihr Schiff schon in die See gestochen war, und da war nichts mehr zu thun, als Kopf und Hände anzustrengen und sich durch die Wellen durchzuarbeiten. Nun ist diesem Mangel völlig abgeholfen. Seit der Zeit, als der erste Prospectus gedruckt war, sind Gelehrte beygetreten, deren Namen dem Werk so viel Ehre, als ihre Arbeit Vollkommenheit geben wird. Sie sind nach alphabetischer Ordnung.

Herr H. Braun, der Gottesgel. v. Canonic. und Churbayer. Geistl. Rath in München.

Herr Ch. C. W. Dohm, Professor in Cassel.

Herr P. W. Gercken, Justizrath in Salzwedel.

Herr Glenck, Bau-Inspector in Schwäbisch Halle.

Herr J. F. Gmelin, M. D. und Professor in Göttingen.

Herr Höpfner, M. D. und Physicus in Buzbach.

Herr J. F. Meyer, Pfarrer in Kupferzell.

Herr J. H. Ostertag, Rector und Professor in Regensburg,

Herr L. B. Ouvrier , Superintend. und Professor in Giesen.

Herr J. F. Runde, Professor zu Cassel.

Herr J. A. Schlettwein, Regier. Rath. und Professor in Giesen.

Herr J. F.Schröter, Diaconus zu Weimar.

Herr J. Ch. E. Springer, Geheim. Regier. Rath und Renthcammer-Director in Darmstadt.

Herr D. Tiedemann, Professor zu Cassel.

Herr J. E. B. Wiedeburg, Professor in Jena.

Einige von ihnen haben auch schon in diesem ersten Bande mitgearbeitet. Mit noch mehreren eben so würdigen Gelehrten hoffen wir nächstens unsere Gesellschaft vergrößert zu sehen.

Damit in der catholischen Theologie und Kirchengeschichte alle Heterodoxie vermieden werde, hat man auch catholische Mitarbeiter um ihren Beytritt ersucht.

Endlich müßten die Subsidien in allen Fächern zur Hand geliefert seyn; und ehe dies geschähe, müßte weder Setzer noch Messe den Verfassern Manuskript abnöthigen. Auch dieser Punct war bey dem ersten Bande dieses Werks nicht hinlänglich besorgt. In manchen Wissenschaften fehlten die Hülfsmittel, oder kamen doch zu spät, als daß man davon hätte den rechten Gebrauch machen können.

Alle diese Umstände werden uns, davon sind wir überzeugt, bey billigen und mit Kenntniß der Sache richtenden Urtheilern Schonung und Nachsicht erwerben. Was die Bönhasen, deren es jetzt bey dem Handwerk der Kritik gar viele giebt, sagen; was auch vielleicht der und jener zünftige Meister aus Privatabsichten (denn die sollen bey den zünftigen Meistern auch nicht selten seyn) sprechen möchte, kann uns wenig kümmern. Doch vielleicht können wir in mancher Rücksicht auch Gerechtigkeit verlangen.

Wir sind die ersten, die ein deutsches Encyclopädisches Lexicon von dieser Einrichtung und von diesem Umfange unserm Vaterland geben. Wir machen den ersten Versuch, zeichnen Weg und Bahn. Das Unternehmen ist von großem Umfange und keines der leichten. Wer es nicht zur Vollkommenheit bringt, magnis tamen excidit aussis.

Es ist ungerecht, von dem ersten Geographen so richtige und vollständige Nachrichten zu fordern, als Büsching giebt.

Indessen wird man manche Artikel in diesem Buche finden, die bey allen anderen uns bekannten Lexicographen fehlen. Manches schmeicheln wir uns besser, deutlicher, vollständiger, präciser gedacht und gesagt zu haben, als unsere Vorgänger. Daß wir in minder wichtigen Artikeln ältere gründliche Wörterbücher benutzt oder excerpirt haben, wird man uns so wenig und weniger übel nehmen, als man es den französischen Encyclopädisten nimmt, daß sie aus Chambers, Hübner und Hederich ausschrieben.

Manche Artikel hätten wir weggelassen, wenn sie nicht schon in anderen Wörterbüchern gestanden und wir nicht den Vorwurf der Vollständigkeit gefürchtet hätten. Wir glaubten auch, es sey hier immer erträglicher im Exceß als im Defect zu fehlen. Was neun und neunzig Leser nicht wissen wollen, das sucht zuweilen der hunderste.

Die Kürze haben wir manchmal ungern gesucht, um das Werk nicht über die vorgeschriebene Bändezahl auszudehnen. Alles zu sagen, was sich von einer Sache sagen läßt, war unser Zweck nicht, sondern das was nach der Absicht des Werks gesagt werden muste. Sonst hätte man über Aberglauben, Abgötterey, Ackerbau, Ahndungen, Algebra, Adel, Appellation, Abgesandten, und hundert andere Artikel ganze Bände schreiben müssen.

Wer verlangt, daß jeder Artikel aus den Quellen gearbeitet seyn soll, der verlangt etwas Unbilliges. Zu manchem einzelnen Artikel, wenn er auf diese Art ausgearbeitet werden sollte, gehörten jahr-lange Studien. Man wird zufrieden seyn können und müssen, wenn die besten Handbüchern und Systeme benutzt sind.

Schriften haben wir nur selten angeführt, weil das Buch kein Literaturlexicon seyn soll.

Oft haben in einem Fache mehrere Verfasser gearbeitet. Daher kommen die Ungleichheiten in dem Plan, der Manier und Sprache, und bisweilen der Ortographie. Der Zweck der meisten Verfasser war populäre Wissenschaft vorzutragen, Deutlichkeit war daher mehr ihr Ziel als Ausführlichkeit und Erudition. Stimmen des Publikums, die man während des Abdruckes sammelte, wünschten hie und da doch mehr Weitläuftigkeit und tieferes Eingehen ins Detail. Man wird dieß Verlangen in den folgenden Bänden befriedigen, so weit es die Absicht des Werks erlaubt. Giesen den 25. April 1778.

Ludwig Julius Friedrich Höpfner,

Christoph Ludwig Nebel,

Johann Ludwig Friederich Diez,

Andreas Böhm,

Erich Christian Klevesahl,

Henrich Martin Gottfried Köster.

Sämmtlich ordentliche Professoren auf der Hochfürstlich-Hessen-Darmstadtischen Universität Giesen."

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