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Comenius, Johann Amos

Orbis sensualium pictus

Hoc est, omnium fundamentalium in mundo rerum & in vita actionum, pictura & nomenclatura
Die sichtbare Welt. Das ist, Aller vornehmsten Welt-Dinge und Lebens-Verrichtungen, Vorbildung und Benamung
Editio auctior & emendatior, cum titulorum juxta atque vocabulorum indice. Aufs neue aufgelegt, und an viel Orten verbessert, neben einem Titel- und Wörter-Register
Endter; Nürnberg 1664
Onlineausgaben:

archive.org/details/bub_gb_6fY9AAAA...books.google.com/books?id=6fY9AAAAc...

Language
  • latin
  • german
Authority Data (Author)
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Inhaltsverzeichnis

  • books.google.com/books?id=6fY9AAAAcAAJ&pg=PT1

ein kleines Büchlein: aber gleichwol ein kurzer Begriff der ganzen Welt und der ganzen Sprache voller Figuren oder Bildungen, Benannungen, und der Dinge Beschreibungen.

"Vortrag.

Der Unwissenheit Artzneymittel ist die Kunsts-Lehre, welche den Gemütern in den Schulen soll beygebracht werden: Aber also, vollkommene, eine klare, und eine fäste Kunst-Lehre. Waar wird sie seyn, wann nichts, als was zum Leben nützlich, gelehret und gelernet wird; damit man nicht nachmals Ursach habe, zu klagen: Wir wissen nicht, was nohtwendig, gelernet. Vollkommen wird sie seyn, wann das Gemüt zubereitet wird zur Weisheit, die Zunge zur Wolredenheit, und die Hände zu ämsiger Ubernehmung der Lebensverrichtungen: Dieses wird alsdann seyn das Salz des Lebens, nemlich Wissen, Thun und Reden. Klar, auch dannenhero stät und fäst, wird sie seyn, wann alles, was gelehret und gelernet wird, nicht tunkel oder verwirrt, sondern deutlich, wol unterschieden und abgetheilet ist, wann die Sinnbare Sachen den Sinnen recht vorgestellet werden, damit man sie mit dem Verstand ergreiffen könne. Ich sage und wiederhole mit hoher Stimme, daß dieses letzere die Grundstütze sey aller der andern Stücke: weiln wir weder etwas ins Werk setzen, noch vernünftig ausreden können, wenn wir nicht zuvor alles, was zu thun oder wo von zu reden ist, recht verstehen lernen. Es ist aber nichts in dem Verstand, wo es nicht zuvor im Sinn gewesen. Wann nun die Sinnen, der Sachen Unterschiedenheiten wol zu ergreiffen, fleissig geübet werden, das ist so viel, als zur ganzen Weisheit Lehre und weisen Beredsamkeit, und allen klugen Lebensverrichtungen den Grund legen. Welches weil es von den Schulen in gemein vernachlässt wird, und man den Lehr-Knaben zu lernen vergibet, was sie nicht verstehen, und was mich ihren Sinnen nicht recht vor- und eingebildet worden: daher geschihet es, daß die Lehr- und Lern-Arbeit schwer ankomme,t und wenig Nutzen schaffet.

Demnach, so sehet hier ein neues Hülff-Mittel vor die Schulen! Aller vornehmsten Welt-Dinge und Lebensverrichtungen Vorbildung und Benamung. Diese mit euren Lehrlingen zu durchwandern, lasset euch nicht verdriessen, ihr Schul- und Lehrmeister! Was und wieviel Gutes daraus zu hoffen und zu erwarten, will ich mit wenigem andeuten:

Es ist, wie ihr sehet, ein kleines Büchlein: aber gleichwol ein kurzer Begriff der ganzen Welt und der ganzen Sprache voller Figuren oder Bildungen, Benannungen, und der Dinge Beschreibungen.

I. Die Bildungen, sind aller sehbaren Dinge (zu welchen auch die unsichtbaren etlicher massen gezogen werden) in der ganzen Welt, Vorstellungen, und zwar nach eben derselben Ordnungen, nach welcher sie in der Sprachen-Thür beschrieben werden; und mit solcher Vollkommenheit, daß gar nichts Nohtwendiges und Hauptsächliches darvon gelassen worden.

II. Die Benamungen, sind die über eine jede Figur gesetzte Obschrifften oder Titel, welche die ganze Bildung durch ein allgemeines Wort ausdrucken.

III. Die Beschreibungen, sind die Auslegungen der unterschiedlichen Stücke des Gemähls, mit ihren eignen Namen also ausgedruckt, daß beydes den Gemähl-Stücken, und dann auch deren Namen einerley Zahl beygesetzet ist, welche, wie eins auf das andere deute, darthut und anzeiget.

Dieses Büchlein, auf diese Art eingerichtet, wird dienen, wie ich hoffe: Erstlich, die Gemüter herbeyzulocken, daß sie ihnen in der Schul, keine Marter, sondern eitel Wollust, einbilden. Dann bekand ist, daß die Knaben (stracks von ihrer Jugend an) sich an Gemälden belustigen, und die Augen gerne an solchen Schauwercken weiden. Der aber zuwegenbringt, daß von den Würz-Gärtlein der Weißheit die Schrecksachen hinweg bleiben, der hat etwas Grosses geleistet.

Darnach dienet dieses Büchlein, zu erwecken, den Sachen anzuhäfften, und immer jemehr und mehr auszuschärpffen, die Aufmercksamkeit: welches auch etwas Grosses ist. Dann die Sinnen (die vornehmsten Führere des zarten Alters, als bey denen das Gemüte sich noch nicht in die unkörperliche Betrachtung der Dinge erschwinget) suchen allemal ihren Gegenstand, und wann sie denselben nicht haben, werden sie abgenützet, und kehren sich, an sich selber Verdruß habend, bald da - bald dorthin; wann aber dieselbige verhanden ist, werden sie erfrölicht, und gleichsam lebendig, und lassen sich, biß sie die Sache recht ergriffen haben, gerne daran häfften. Wird also diß Büchlein, die Gemüter, sonderlich die flüchtigen, gefangen zu nehmen, und zu höherm Kunst-Fleiß vorzubereiten, gute Dienste thun.

Daraus wird der drltte Nutz erfolgen, daß nemlich die Knaben hieher gelocket, und zur Aufmercksamkeit angebracht, die Wissenschafft der vornehmste Welt-Dinge spiel- und Schetz-weis in sich ziehen. Mit einem Wort: den Vorhof und die Sprachenthür desto annehmlicher zu bewandeln und zu behandeln, wird dieses Büchlein dienen, dahin es auch vornehmlich gemeinet ist.

So aber jemanden gefiele, dasselbe auch in der Muttersprache vor den Tag zubringen, verspricht es noch drey Nutzbarkeiten.

I. Wird es eine Erfindung seyn, viel leichter als bißher geschehen, die Knaben lesen zulehren. Zumalen, weiln ein Figürliches Alfabet vorangefügt worden, nemlich die Schrifftzeichen aller Buchstaben, und darneben das Bildnis des Thieres, dessen Stimme derselbige Buchstab ausdrucket. Dann aus Beschauung deß Thier-Bildes kan sich der Abc Schüler leichtlich erinnern, wie ein jeder Buchstab leichtlich auszusprechen: biß seine Einbildung, durch die Ubung bestätiget, ihn in allem fertig mache. Wann er nachmals auch in einer Buchstaben-Tafel (welche diesem Büchlein, vorzufügen, vor unnötig erachtet worden) sich etwas bewandert gemacht, kan er fortschreiten zur Betrachtung der Figuren, und der darüber gesetzten Titelschrifften. Da abermal die Beschauung des abgebildeten Dings, ihn des Namens desselben erinnern wird, und wie der Figur-Titel zu lesen sey. Und wann er also das gantze Buch durchgelauffen, kan es nicht fehlen, daß er nicht, durch die blosse Bild-Uberschrifften, lesen lerne: Und zwar, welches zu beobachten, ohne Zuthuung der beschwerlichen Kopfmarterung, der ins gemeingebräuchlichen Buchstabirung, welche auf solche Welse gänzlich kan vermieden werden. Dann die offt-wiederholte Durchlauffung dieses Büchleins wird ihme, durch die unter den Figuren befindliche Beschreibungen, ohne andere Beyhülffe die Lesfertigkeit in den Kopf bringen.

lI. So wird auch diß Büchlein dienen, wann es in den Teutschen Schulen Teutsch gebraucht wird, die gantze Muttersprach aus dem Grund zu erlernen: weiln, durch vorgedachte Beschreibungen, die Wörter und Redarten der Sprache, jedes und jede an seinem Ort angeführet worden. Es könte auch hinten angehängt werden eine Teutsche kurze Sprachlehre, welche den allbereit-gefasten Redverstand in seine Stücke verständlich abtheilte, die Abwandelungen der einzelen Wörter vorwiese, die zusammengesetzten aber in gewisse Lehrsätze verfassete.

Ill. Enstehet auch hieraus noch ein neuer Nutzgebrauch, daß nemlich, durch die Teutsche Ubersetzung, auch die Lateinische Sprach desto leicht erlerniger gemacht wird: wie in dieser Ausgabe zuersehen ist, indem das Büchlein durchaus also übersetzt worden, daß ein Wort dem andern, und eine Zeile der andern, gegeneinander über, in allem gleichstimmet, und es also ein Buch ist, aber von zweyen Sprachen, gleichwie ein Mensch mit zweygetheilter Kleidung. Und könten hinten zugethan werden etliche Sprach-Anmerkungen, und Erinnerungen; allein von denen Stücken, in welchen die lateinische Sprach-Art von der Teutschen abtritt, dann worinn sie einander gleich sind, da ist auch keiner Erinnerung vonnöhten.

Im übrigen, weiln die ersten Aufgaben der Lehrlinge sollen wenig, kurtz, einfach und ohne Umstände seyn: Als ist diese Bild-Schul, allein mit den ersten blossen Abrissen der Dinge erfüllet worden, nemlich mit den Haubt-Sachen und Haubt-Wörtem, als der ganzen Welt, der ganzen Sprache, und unsrer ganzen Verständniß der Dinge, Grund-Stützen. Eine vollkommene Beschreibung der Sachen, eine ausführlichere Erlernung der Sprache, und ein helleres Liecht des Verstandes, so der eines, wie billich, gesuchet wird, kan in andern Büchern gefunden werden, wohin dieser kleine sichtbare Begriff aller Künste, ein Wegweiser ist.

Ich muß noch was mehrers von dem nützlichen Gebrauch dieses Büchleins anführen.

I. Man gebe es einem Knaben unter die Hand, sich damit nach eignem Belieben zu belustigen, in Beschauung der Figuren, und dieselben ihnen bekannt zu machen, auch zu Haus, ehe man sie zur Schul schicket.

II. Darnach kan man sie nach und nach befragen, sonderlich, wann sie nun zur Schule gehen, was diß und jenes sey oder heisse: damit sie nichts sehen, das sie nicht nennen können; und nichts nennen, das sie nicht weisen können.

IlI. Es sollen ihnen aber die benennten Sachen nicht allein in der Figur, sondern auch an ihnen selber gezeiget werden, als nemlich die Leibes-Glieder, die Kleider, Bücher, Haus und Hausgerähte.

IV. Man soll auch ihnen zulassen, die Gemähle mit der Hand nachzumahlen, so sie Lust darzu hahen; ja, so sie keinen haben, muß man ihnen Lust darzu machen: Erstlich darum, damit sie dardurch gewohnet, einem Ding recht nachzusinnen und darauf scharffe Achtung zu geben; dann auch abzumercken die Ebenmaß der Dinge, in Gegeneinandersetzung derselben; Endlich, die Hand geübt und fertig zu machen, welches zu vielen gut ist.

V. Wann etliche Sachen, deren hierinn Meldung geschihet, nicht können vor Augen gestellt werden, were es den Lehrknaben gar fürträglich, wann man ihnen dieselben selblich vorzeigete. Zum Beyspiel, die Farben, die Geschmacke, u. d. g. weiche hier mit der Drucker-Farbe nicht haben können ausgebildet werden. Und were dieser wegen wol zu wünschen, daß in einer jeden vornehmen Schul die seltne zu Haus nicht gemeine Sachen beygelegt würden, damit man, so offt man mit den Lehrknaben darvon handelt, dieselben zugleich vorweisen könte.

Sodann würde diese Schule ein warhaftiger Schauplatz der sichtbaren Welt, und der Verstand-Schulen Vorspiel seyn. Aber hiervon genug: lasst uns zu dem Werck selber schreiten.

Sirach 25.5.

Wann du, in der Jugend, nicht samlest: was wilst du, im Alter, finden:"

books.google.com/books?id=6fY9AAAAcAAJ&pg=PA8

Wörter-Register.

Einleitung.

4.

Gott.

6.

Die Welt.

8.

Die Welt.

9.

Der Feldbau.

94.

Die Erdmeßkunst.

S. 208.

Die Erdmeßkunst.

209.

Der Mahometische Glaube.

308.