Doccemius, Johann (Hrsg.)
Janua linguarum reserata aurea
Language
- latin
- german
Uniform title
Parallel titel
- Seed-plot of all languages and sciences
- The gate of languages unlocked
References
Inhaltsverzeichnis
"Eine Vorrede.
DAß in Schulen die rechte unnd eigentliche Art die Sprachen zu lehren bißhero nicht genugsam bekandt gewesen, bezeugt die That selbst. Die meisten so sich dem Studieren ergeben hatten, veralteten uber den Wörtern; Auff die einzige lateinische Sprache würden zehen und mehrJahr gewendet, ja das gantze Leben, mit gar langsamen und zwar geringen fortbringen, so auch die Mühe und Arbeit nicht belohnet.
Daruber so lengst geklaget haben vornehme Männer, als Vives, Erasmus, Sturmius, Frischlinus, Dornavius und ande. Deren gantz klare außfuhrliche klagen hierüber zwar deutlich Genung vorhanden sind, aber dabey nit ebenmässig die Mittel durch welche diesem unheil von grund auß geholffen werden könte. Derohalben haben die vortrefflichsten scharpffsinnigen Köpffe der Scaligern, Liepstern, &c. den gemeinen Unglücklich gebahnten Weg verlassen, und sind durch etliche Abwegige, doch aber etwas richtigere Stege zur höhe der Sprachen und Wissenschafften (Künste) glücklich gelanget. Aber sie haben ihre Fußstapffen, ihnen nachzufolgen, nit vielen gezeiget. So ist es auch nicht eines jeden thun, durch eigene Nachforschung ungewöhnllche Dinge zuversuchen, oder (wie man pfleget zusagen) ohne Biesen (Blassen) zuschwimmen. Da her es dem geschehen, daß die Schulen (wie hoch sie auch dieser Zeit Glückselichkeit und der Künste hel leuchten des Liecht gerühmet) ihre unordentliche Lehr Arten meistentheils bißhero behalten.
Es wurd nemblich die Jugend mit unendlich-weitläufftigen verwirreten, duncklen, und (grössesten) Meisten-theils unnützlichen Regulen der Grammatic etliche Jahr auffgehalten, und gleichsam außgedöhnet: diß war die erste Marterplage.
Darnach wurde sie dieselbige Jahr uber mit Nenn-wörtern der Dinge, ohne die Dinge gleichsam als außgestopffet, dz ist: Es wurden weder die Dinge so mit denselben Wörtern angezeiget zeiget werden solten (damit sie desto leichter, fäster, und mit mercklicheren Nützen gefasset würden) gezeiget nach der WörterZusammenfügung, so einjede Sprach für sich selbst hat, gewiesen: Beides mit Augenscheinlichem (offenbarem) Irrthumb.
Denn nachdem mal die wörter Zeichen (anzeigunge) der dinge sind, wz sollen sie anzeigen (bedeuten) so die Dinge nicht erkandt werden? Es mag ein Knabe gleich tausentmal tausent Nenn-wörter wissen herzusagen, so er sie nicht weiß den Dingen füglich zuzueignen, was wirdt solcher zubereiteter Vorrath für Nutzen haben? Und wer da vermeinet (hoffet) das aus eintzeln wörtem allein eine vollkommene Rede erwachsen könne, der mag auch hoffen, das Sand könne in Bündlein gebunden, oder aus Steine ohne Kalck eine Mawer auffgerichtet werden. Ist demnach sehr schwer aus der wörter Erklärung Büchern, und Nachschlages wörter Büchern, die Lateinische Sprache zulernen.
Aber man hält es dafür, das den vermerckten Ungelegenheiten gute und bewehrte Scribenten, so auff Rath unnd gut achten vornehmer Leute, in die Schulen sind eingeführet worden, als da ist, der Terentius, der Plautus, der Cicero, der Virgilius, der Horatius und andere, abhelffen mögen; So wol darumb, weilen nebenst und mit der Sprach Erkäntnüß, zugleich die Wissenschaffte mancherley Dinge (Sachen) gelernet; Als auch weil das schönste (beste) und reineste Latein auß denen alten Scribenten, als auß dem rechten Brunnen gantz sicherlich geschöpffet werden könne.
Aber dennoch, wie hochrühmlich (scheinbar) dieses Fürnemen ist so sehr schädlich unbequem ist es auch.
Denn Erstlich gestattet es nit eines vermögen so vieler Scribenten Bücher, als dazu gehören (er fördert werden) zuschaffen. Dar nach wenn man die Jugend zu dieser Scribenten (die gemeiniglich höhere Sachen, als dz sie die Knaben fassen könnten, und welche mit unserm Gebrauch nicht uberein kommen handlen) groß dicken Büchern antreibet, ist es eben so viel, als wenn man ein Scheifflein, das Lust hat auff einem geringen Teichspielen zufahren (das uff kleinen Lacken gebraucht wird) auff die grosse wilde See abstosset, das es entweder in immer wehrenden irren hin und wieder getrieben, oder von den Wellen (Bügeln) verselglücket, oder ja ohne jenigen Nützen wieder ans Ufer (Land) gebracht würde.
Zu dem, ob schon jemand die selben alle durchstanckert (durch kriechet) so wird er doch befinden, daß er seinen Zweck (nemblich ein gnügliches Erkäntnüß der Sprachen) nicht erreichet. Dieweil dieselbe Scribenten von allen Sachen (dingen) nicht gehandelt, und da sie gleich von allen zu ihren Zeiten ublichen (gebräuchlichen) Dingen geschrieben hätten, so haben sie doch von den unserigen (die zu unsererZeit im gebrauch sind, weder handeln noch wissen können: Daß man also nothwendig etliche andere mehr Alte und Newe (als die von Kräuteren, Metallen, Feldbaw, KriechsSachen Bawkunst, &c. geschrieben, welche Frischlinus in der Vorrede seines wörter-Buchs erzehlet) dazuthun, lesen unnd wider durchlesen müste: Da dann mit Uberhauffung der Bücher kein Ende sein würde.
Endlich wenn einer umb eine Sprache, zulernen, so viele Jahr zubringen muß, wenn wird er zu den Sachen selbst kommen? Wenn wird er die rechte heilsame Welt Weißheit erlangen? Wenn wird er zu den inneren Geheimnüssen der heiligen Göttlichen Weißheit erlangen? Wenn wird er die Geheimnüssen der Artzt durchsuchen (erforschen?) Oder der Rechts verständigen grosse Bücher durchlesen; Wenn wird er das Ziel seines studirens erreichen? Und, daß mehr ist wenn wird er seine so mühe seligliche gesuchte Gelährtigkeit zum Nützen der Kirchen und des gemeinen besten anwenden können? Warlich entweder (wegen kürtze dieses lebens) nimmer, oder ja gar spät und langsamb: Und wird befinden, daß das Leben mit Zubereitungen des lebens hingebracht (verzehret) worden sey.
Was derowegen von manniglichem Hertzlich zu wündschen, daß etwa ein kurtzer Begriff der gantzen Sprache, dergestalt zusammen (verfertiget) gezogen würde dz alle und jede Wörter und Außsprüche (Arten zu Reden) so viel sie deren hat, in eine Verfassung zusammen gebracht kurtzer zeit und mit geringer he gefasset (gelernet) einenlc ten anmüthigenslieblichen cheren durchgang zu den bemen so von den dingen s K gehandelt geben möchte es hat D Jsaac Habrecht r vndwolgeschziebenswelche bereiner zwar nicht weiß
auff die Nachschlags wörter Bücher ziehen wil) Gleich wol spricht er viel leichter wol durchs Gesicht alle Thier zu unterscheiden, wenn man die Arche Noe besuchte, in welcher aus jeden Geschlechte je zwey (Paar) außerlesen, alß wenn dengantzenErdbodensKrc durchwanderte biß man VI sehr eines oder dz ander ant feieben auffdicselbe weise n den viel leichter alle Wörter einmkurtzenBegrlff AüßZ Sprachen gelernet werden welchem allerGrund begriff alßdurchhören Reden ci bißeintZvövngefthzszufäll weise an so Vielwörter käm
Solches hat vor wenig Jahren einer von den Jesuiten gemercket welcher die gantze Lateinische Sprache in ein Bündel gleichsam zusammen gefasset und (unter dem Titel deß Irrländischen Collegii zu Salmanca in Hispanien) eine Sprachen-Thür, Lateinisch und Hispanisch herauß gegeben: Da in Zwölffhunderten Sprüchen alle die gebräuchlichsten Wörter der Lateinischen Sprachen begriffen, und uff solche weise (hin und wider) von einander gesetzet sind, das keines derselbigen (auß genommen die kleinen Wörtlein, Sum, Ex, ln, unnd dergleichen) als einmal gesetzet, wieder vorkombt, und dennoch einjedes in seiner gebührlichen zusammenfügunge und zierlichen Außsprach gehört wird.
Diese Erfindung, so bald sie den Engländern gesehen worden, ist sie beliebet, gelobet, und mit der Englischen Sprache vermehret unnd im Jahr 1615. durch den Druck außgebreitet. Welchen 2. Jahr hernach D. Isaac Habrecht von Straßburg, ein Teutscher, mit hinzuthun in Frantzösischer Sprache vermehret, und daselbst in vier Sprachen lassen außgehet: Und nach dem wieder in Teutschland gekommen, hat er auch die Teutsche Ubersetzung (Verdolmetschung) hinzugethan, unnd dieselbe Art und Weise die Sprachen zulehren und zu erlernen uber die Masse sehr gerühmet. Denn er nennet sie die allerkurtzeste, gewisseste nützlichste und die nimmermehr genugsam kan gelobet werden. In welchem er bald viele gefunden, so ihm beygefallen. In massen sie auch in vielen Orten in Teutschland ist gedrücket, und mit grosser Begierde auffgekaufft, unnd in etliche berühmte Schulen eingeführet, und im Jahr 1629. in acht Sprachen ans Liecht gebracht worden.
Als nun diese mir auch zu handen kommen, habe ich sie mit Begierde und grosser Lust einmahl oder etliche durchgelesen der lieben Jugend Hertzlich Glückwündschend, daß vonTage zuTage gewissere Hülffe ihrer Schwachheit durch Gottes Gnade verliehen würden. Als aber ich kurtz darnach dieselbe etwas genawer mit ihrem Zweck erwogen (mit fleissigerem auffmercken gegen ihren Zweck gehalten), habe ich zu zweifflen angefangen, ob sie dz jenige leisten mochte, was sie verheisset? Und habe in der dritten Verlesung durch fleissigeres Obachts Urtheil befunden, daß sie den Titel mit recht nicht verthedigen könte. Welches, daß es wahrhafftig, und ohne Mißgunst gesagt, ich daher offentlich erweisen wil, weil sie nicht thut, wz ein Thür sol und muß.
Denn lasset nicht eine Thür des Hauses dieselben hinein so von aussen herzu kommen? Ja warlich: Aber diese der Irrländischen Vater Thür, hilffet oder nützet den anfangenden Schülern, so anderst woher in die Lateinischen Sprache sollen geführet werden, wenig gar nichts. Welches mit dreyerley Beweißthumb dargethan wird.
Denn erstlich ist ein Theil der Wörter, so der tägliche gebrauch erfordert, allhie nicht zu finden,: Hergegen werden viele Ungebrauchliche, so von den Anfangenden nicht können begriffen noch gebrauchet werden, hervor gebracht. Der Ursachen halber M. Johannes Rhenius recht geurtheilet, daß diese Jesuitische Thür nit so sehr die Sprach Schüler zu lehren, als derer die etlicher massen etwas forthgebracht (gefasset) bevorab der Laßdunckeln (so sich viel einbilden) ihre Zunehmung in der Lateinischen Sprache zuerforschen könne gebrauchet werden. Und uff die weise solte sie nicht den Nahmen einer Thür, sondern einer hinder Thür haben.
Das ander daß mir mißfällt ist, daß, weil jedes Wort nicht mehr, als einmahl gesetzt wird die viel, unnd mehr bedeutende Wörter (derer die Lateinische Sprache sehr viel hat, wie auch die andern sprachen) nur einmal gesetzet werden. Wie kan denn durch diese Sprachen Thür die Scribenten zu lesen (denn dieses ist der rechte Zweck einer Thür) ein Schüler deß Lateins, der so vieler Wörter mancherley (jetz diesen, dann wieder eine andere) Bedeutung nit vorstehen wird eingelassen werden?
Und zwar welches ich drittens, und zwar fürnemblichst er fordere, und nicht finde) hette er ein jedes Wort zum wenigsten in sein fürnembsten, das ist, ersten, schlechten, und natürlichen (eigentlichen Bedeutung setzen sollen, so könte ein Sinnreicher Kopff darauß die andern desto leichter errathen. Aber dieses ist nicht geschehen. Die meisten Wörter werden in verblümter (ubergesetzte) Bedeutung, auff Metaphorische, Metonymische, oder Synecdochische Weise gebrauchet, dieweil der Meister (dieser Thür) meistentheils der Zierligkeit der Sprüche sich befliessen. Ich wll vieler ungereimbten Sprüche geschweigen welche weder zu Erbawung der Sitten, noch zur Zusammenfügung der Wörter einigen Nutz geben, ja gar keinen Verstand haben, dz auch die Wörter selbsten, wie sie zusammen kommen, sich verwundern möchten. Als Exempel: 360. Dem künstler werden seinen Fuß Eisen angestossen. 523. Ich habe dem Geisel, oder Leib Bürgen im Nothstall heimlich umbracht funden. 733. Der Untergang der Herrschafft hat die Schwelle berühret. 953. Dieses Gewebe der Wörter hat ein Nachgeborner gesponnen.
Aber weiln diese Vätter einen solchen kurtzen Begriff der gantzen Sprach zufinden, am ersten versuchet haben, erkennen wir das, so von ihnen erfunden, danckbarlich, und war versehen halten wir günstiglich zu gute. Unnd weile den erfundenen Dingen etwas hinzu zusetzen, oder durch Anlaß eines, so schon erfunden ist, etwas anders zu erfinden, nicht eben so schwer ist, warumb wolten wir nicht etwas mehrers daruber uns unterwinden?
Es hat zwar solches der Wolgelahrte, und umb die Schulen wolverdienter Herr Rhenius gerathen, daß, wenn etwa der unsern etliche vieleicht mehr müssige Zeit hetten, ein bessers zuerfinden, keine Mühe außschlagen solte Daß aber jemand Hand angeleget hett, ist noch unbewust.
Daher denn geschehen, das ich, ob zwar unter den letzten ich der geringste bin, es zuversuchen und den Mangel, so ich daran hette, zu ersetzen mir vorgenommen: Nicht zwar auß zu grossem vertrawen auff meinen Verstand und Geschickligkeit (welcher daß ich kaum einen Schatten habe, bekenne ich gerne, und beweine es,) auch nicht das ich zu viel müssige Zeit hette, sond'n allein aus Begierde der Jugend Nutz und frommen zu befördern, bewogen was ich aber allhier geleistet, oder habe leisten wollen, muß mit stillschweigen nit ubergangen, sondern wie zu der jungen Schülerunterricht, also auch zu der Gelahrten Urtheil erkläret werden.
1. Anfänglich, weil ich unter unbeweglichen Gesetzen der Lehr Kunst dieses für eines halte, dz allewege der Verstand, und die Sprache gleichsträckicht lauffen, und dz wie viel einer an Sachen verstehet (begreiffet) er so viel gewohne auß zusprechen (dann wer da verstehet, dz er nit außdrücklich andeuten kan, wz jst zwischen im und einem stummen geschnitzten Bilde für ein unterscheid? ohne Verstand aber reden, ist Papagoisch) so habe ich nötig zuthun erachtet, daß alles in der gantzen Welt, in gewisse Ordenungen (Stellen) dz es die Knaben begreiffen könten ordentlich gefasset, und also dasjenige welches mit der Rede soll außgesprochen werden (nemblich die Dinge selbst) erstlich eingebildet würde. Ist demnach solches geschehen, und sind daher hundert gemeine Titul der Dinge entsprossen.
2. Nach diesem ist die nechste sorge gewesen, durch auffschlagen der Nachschlags Wörter. Bücher, die gebrauchlichsten außzulesen, und zu Erklärunge derselbenDinge, zu welcher Andeutung sie entweder erst erfunden,n oder hernach gebrauchet worden, der gestalt zurichten, dz nichts nothwendigs außgelassen, auch nichts als an dem Orth, dahin es gehöret, zu suchen, gelassen werden möchte. Sind demnach ungefähr 8ooo Wörter in tausend vollkommene Sprüche gebracht worden, welche ich erstlich kürtzer, unnd nur eintheilig, darnach länger und mehrtheilig gemacht habe.
Weiln wir aber auß deß Ciceronis zeugniß gelernet haben, daß viel daran gelegen, daß die Knaben bald von Jugend auff zur eigentlichen (ursprünglichen rechten natürlichen) Bedeutung der Wörter gewöhnet werden. Eigentliche bedeutende Wörter aber sind (wie Augustinus in andern Buche von der Lehr, am 10. Capitel saget, wenn sie zur Bedeutung derer Dinge, umb welcher willen sie erfunden, gebrauchet werden: Als habe ich mich gar eiffrig dahin bemühet, daß zum ersten Begriff der Knaben alle Wörter in ihrer eigentlichen und natürlichen Bedeutung möchten verhanden seyn wenig außgenommen, welche
entweder ihren eigentlichen Gebrauch verlohren, oder da eigentliche Lateinische, mit welchen die in der Mutter Sprach ubliche Wörter erklaret würden (denn darauff habe ich immerdar gesehen) nicht vorhanden weren.
3. Nach dem nun diese Ziele gesetzet, habe ich daneben auch der IrrländerThür gefolget, und ein jedes Wort mehr nicht als einmal gesetzet, außgenommen die mehrbedeutende, welcher unterschiedliche Bedeutung, wo sie hat sollen außdrücklich gesetzet werden, haben sie an unterschiedenen Orten (nemblich in andern Sachen) nicht unbillich wiederholet werden müssen Wegen der zusammenknüpffungs Wörter Et, Sed, Quia, Omnis &c., unnd dergleichen wird verhoffentlich niemand Streitigkeit machen.
4. Die gleichgeltende, unnd widrige habe ich meistentheils gegen einander ubergesetzet, und also geordnet, daß eines deß andern rechten Verstand (gleichsam) auffschleusset, (eröffnet.) Derjenigen gleichhaltenden aber, welche eben ein Ding bedeuten, unnd in der Muttersprach nicht, als nur mit einem Worte verdolmethschet werden, habe ich das ander zwischen zween halbe Ringe eingeschlossen dazu gesetzet. Als im 38. Spruche, Sirius (canicula) der Hundsstern. 40. Luciferum (phosphorum) den Morgenstern. 136. Helenium (Inula) Aland. 81. saphone (smegate) mit Seiffe.
5. Unnd damit auch die Grammatic ihre Hülffs Mittel haben möchte, so habe ich die zusammenknüpffung der Wörtter also angestellet, das nicht allein die nach der Syntax gerichtete zusammenfügung, da sie von der Muttersprache abweichet, sondern auch etwas ein Zufall der Etymologii (Genusdeclinatio, Conjugatio, und andere) angezeuget (angedeutet) würde Als zum Exempel: Auß dem 169 Spruch, Haleces salitas nobis afferunt, sie bringen uns anhero eingesaltzene Häringe, kan ein Knab leicht erachten, das Halec ein Faemininum ist. Auß dem 420 (quis iis vescatur) wer wolte sie essen, wird er mercken, daß Vesci nicht mit einem Accusativo, sond'n mit einem Ablativo zusammen geetzet werde.
6. Unsere Muttersprache habe ich der Lateinischen also beygefüget, das nicht allein alle Ursprügswörter bey der Sprachen, mit den fümembsten, so von jhnen herkommen, und zusammen gesetzet werden, in ihrem eigentlichen Verstande vorhanden weren, sondern die daher entspringenden versetzungen, nachmahls, wie bey einer Fackel, von sich selbst können verstanden werden. Wir lassen aber den die Ubersetzung der Muttersprach jetz zum ersten mahl (weilen er nicht allen, deren Urtheil wir erforschen wollen, nützlich sein mag) absonderlich drucken.
7. Ein kurtzes Register der Wörter haben wir nicht (wie die Irrländische Väter gethan) hinzugesetzet (wiewol es vorhanden ist) weilen wir gemeinet, dz nicht viel daran gelegen: Wird es die noth erfördern, sol es noch geschehen. Denn wir gehen einem grössern und nützlicherm Wercke umb, nemblich mit einem Etymologischen Nachschlagswörter Buch, welches aller Wörter Ursach geben, und so wol der Ursprungswörter Ursprung (es geschehe gleich auß Lateinischem, oder Griechischem und Hebreischem grunde) entdecken, als der von jenen herkommenden richtige Ordnung, auff eine newe, kurtze, und leichte Weise eröffnet unnd für Augen gestellet werden sol.
Wir werden auch hinzu thun eine kurtze und mit fleiß abgefassete Phraseologey: imgleichcn einen höchstnützlichen Tractat von den Gleichbenanten (mehrdeutenden) neben benabten und ein benandten (gleichgeltenden) Wörtern: Und endlich eine auß warhafften Gründen der natürlichen Lehrkunst genommene, und auff vortheilhafftige Leichtigkeit, und geschwinde Ubung gerichtete Grammatic: Und also beides für die Lehrenden, als für die Lernenden, einen kurzen Außzug der Lehrkunst selbst hinzuthun, welches Stück alle in einem Buch begriffen, einen Schatz der ersten Schulgeschickligkeit geben können.
Also werden wir wie ich mich bedüncken lasse, eine Sprachen-Thür mit starcken Pfosten (der Dinge selbst) wol befästiget, haben, welche an den Leichtbeweglichen Thür-Angeln (eines Nachschlags Wörter Buchs) fertig geöffnet, unnd durch den bereitfertigen Schlüssel der Grammaticken gerad (behende) auffgeschlossen werden kan: So lange, sage ich, werden wir sie haben, so lange nicht von vortrefflichem Köpffen etwas vollkommeners wird dargeben werden.
An welchem daß ich nicht zweiffele, verursachen mich nit so sehr deß GIaumii, unnd der Glamianischen hochtrabende der gantzen Welt kundbare Verheischungen (davon aber gleich wol noch nicht würcklickes verhanden als jene einbrünstige Begierde und Eyffer, so ihrer viel, die Hauptgründe der Lehrkunst zuersuchen, haben. Ja ich auch selbst sehe jetzt etwas bessers: weiln aber in Verfertigung dieses Wercks bey nahe drei gantze Jahr (wer solte leichtlich Glauben, daß so ein kleines Wercklein, so viel (Zeit, Mühe) kosten solte,) zugebracht worden, unnd dasselbe von grund auff ein zu reisen, und von newem zu erbawen, ich nicht müssige Zeit habe, hat es mir gefallen, solche auff diese Weise, wie es jetzo zubereitet ist, ans Tage Liecht zubringen, wo in keiner and'n, doch gewiß in dieser Hoffnung, dz ein verständiger und gelährter mit besserm Verstand, und Geschicklichkeit begabter) nur von diesem unserm (Wercklein) angereitzet, etwas mehrers sich unterstehen möchte. Mir ist es genug, daß ich einen newen Furth wiederumb versuchet, und das Eiß von newem gebrochen habe.
Es ist aber für gut angesehen, dieser kleinen Erbeit Lieber den Namen eines Pflantz-Zucht-Gartens (als einerThür) zu geben nach demmal allhier die Dinge so wol, als die Wöter in acht genommen, und mit fleiß dahin getrachtet worden, daß beydes der undereinander vermischter Hauff der Dinge, etwa ein Liecht des unterschiedes in der Augen der Schüler der Weißheit empfahen, unnd der unendlichen Uberhäuffung der Wörter, und Red Arten gewisse Wurtzeln des Ursprungs untergestrewet unnd auff solche Weise die Ersten, und Hauptgründliche Einbildung (Empfängnissen) der gantzen Geschicklichkeit, Sitte und Gottesfurcht gebildet werden möchten.
Dieses, sage ich, ist der Zweck gewesen: welchen dz ich erlang haben solte, rühme ich mich allein nicht, sondern bin auch derjenige, der vor alle die Mängel erkennet und bekennet. Daß aber dapffere unnd Verständige Leute mir solche zu gut halten werden, machet mir der Horatius Hoffnung, d' da meinet das nit unziemblich sey, das in einem grossen Werck (auch wol in einem kleinen voller kleinen Stücklein) einen der Schlaff uberfallen könne. Und zwar, was hat jemahls zu einer Zeit (zugleich geblühet, und zugleich ist reiff worden? Umb welcher Ursachen willenich die Buchdrucker gebeten und ermahnet haben wil, dz wofern einer sich gelüsten liesse, dieses Büchlein nachzudrücken, er solches ohne deß Authoris, Rath (vorwissen) und willen sich nit unternehme. Denn ich der Hoffnung bin, daß dieses wercklein erstes tages besser außgearbeitet, und mit Hinzusetzung, derer so ich erwehnet, zierlicher her auß kommen werde.
Wolte aber Gott, daß unterdessen ein außbündig Gelehrter und der Lateinischen Sprache wol mächtig, sich erbitten liesse, daß er auff diese, oder der gleichen wegweyse, dieselbe Sachen vollkommener handlen von lehren wolte, wie man alles nit allein eigentlich, sondern auch mit bewährter Scribenten Redarten zierlich und nachdencklich außreden solle also köndte geschehen, dz die studierende Jugend, einen sehr lieblichen schönen Lust Garten aller dinge in der gantzen Welt und der reinen Lateinischen Sprache, und einen zusammen gelesenen Schatz der hochgesetzten Schul-Geschickligkeit haben würde.
Gebe Gott, das wir alle, aus rechtem Eyffer zum gemeinen Nutz etwas versuchen.
Geschrieben im Elend, den 4. Tag deß Mertzes, im Jahr 1631.
Jo. Amos Cornenius."