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Grundriß der allgemeinen Hodegetik
"Die immer allgemeiner werdende und durch die Einrichtung mehrerer Universitäten und Akademien bereits bewährte Überzeugung, daß der angehende Studirende sich nicht gleich ausschließlich auf die Wissenschaften seines künftigen Berufes werfen dürfe, sondern erst einen Theil seiner akademischen Studienzeit nur den allgemeinen Wissenschaften widmen müsse, um für sein künftiges praktisches Leben sich recht tüchtig zu machen, - schon diese Überzeugung allein dürfte wohl die Herausgabe einer bloß allgemeinen Hodegetik rechtfertigen. Näher jedoch lag die Veranlassung dazu dem Verfasser dieses Grundrisses. Es ist nämlich bei der chirugisch-medicinischen Akademie zu Dresden die statuarische – also schon i. J. 1817 getroffene – Bestimmung, daß der Lehrer der formalen Vorbereitungswissenschaften (- zu welchen hier die allgemeine Hodegetik getrennt von der medicinischen Methodologie und Encyclopädie, deutsche und lateinische Sprachübungen, Mathematik, Logik und auch einige Vorträge über Gegenstände der Religion gerechnet werden, -) jährlich den zum ersten Male inscribirten Studirenden während der ersten Wochen ihrer Studienzeit in täglich zu haltenden Vorträgen eine „Anleitung zur zweckmäßigen Führung des akademischen Lebens“ ertheile. Dieser Anleitung eine bestimmte Unterlage zu geben, war also ein unmittelbares Bedürfniß für Lehrer und Hörer. Daß zu dessen Befriedigung keins der vorhandenen Lehrbücher der Hodegetik ganz geeignet sich erwies, wird praktische Lehrer dieser Wissenschaft nicht befremden. Denn diese wissen, daß von den bis jetzt erschienenen Schriften über Hodegetik, Methodologie und Encyclopädie einige zu ausführlich sind, als daß der mündliche Vortrag in ganz kurzer Zeit sich frei genug über sie hinbewegen könnte, oder durch zu hohen Preis die Studirenden, welche im Anfange der Ausgaben so viele haben, vom Ankaufe abschrecken, andere die gesammte Einrichtung des akademischen Lebens zu wenig von einem überall leicht erkennbaren Mittelpuncte aus betrachten, oder gar nicht für angehende Studirende geschrieben sind, wieder andere durch zu umfängliche Berücksichtigung aller besonderen Berufswissenschaften Manches aufgenommen haben, was für die erste Eröffnung des akademischen Lebens und für mehrere Abtheilungen der Studirenden entbehrlich ist, und daß auf der andern Seite die Hodegetik unter allen akademischen Wissenschaften diejenige ist, welche der Individualität des Lehrers und der Hörer, so wie vielen Verhältnissen der Anstalten, an welchen sie vorgetragen wird, sich am nächsten anschmiegen will, und also neben vielen schon vorhandenen guten Bearbeitungen doch auch eine nochmalige Fassung für besondere Bedürfnisse am wenigsten ausschließt.
Weit entfernt von der anmaßenden Einbildung, daß keine jener Ausstellungen diese vorliegende Schrift treffen werde, war es ihrem Verfasser hauptsächlich nur darum zu thun, seinen Zuhörern einen Standpunct für die Anordnung ihres ganzen akademischen Lebens in desto bestimmterer Abgränzung nachzuweisen, je mehr er bei seinen hodegetischen Vorträgen zu der größten Bündigkeit und Gedrängtheit genöthiget ist. Dieses sollte durch die Wissenschafts-Tabelle und durch die §§. 15 bis 20 geschehen. Ein genaueres Eindringen in den Organismus dieser Tabelle wird den angehenden Studirenden erkennen lassen, wie Alles, was die Hodegetik sonst noch lehrt, entweder die nothwendige Vorbereitung, mit welcher, oder die naturgemäße Weise, in welcher das große Gebiet der Wissenschaften für ihn zu betreten und zu durchwandern ist, betrifft. Auf diese Weise würde dann für den Vortrag und die Anschließung des mannigfaltigsten Stoffes ein fester und nach allen Seiten deutlich durchscheinender Kern dieser Wissenschaft gewonnen sein. Der Verf. Hoffte, auch diesem besonderen Ziele in den letzten Sommerferien und bevor er zum elften Male die hodegetischen Vorträge beginnen würde, durch nochmalige Überarbeitung sämmtlicher §§. noch näher zu kommen; allein überhäufte Geschäfte und daraus hervorgehendes körperliches Unwohlsein gestatteten dieses nicht.
Hinsichtlich der äußeren Einrichtung und des Druckes dieser Schrift sei noch bemerkt, daß fast mit jeder Seite eine Hauptgedankenreihe schließt, damit dem Vortragenden die Abtheilung und Übersicht seiner Pensen erleichtert würde, der Studirende aber sein mit weißem Papier durchheftetes Exemplar ganz bequem zur Anschließung aller späteren schriftlichen Notizen, Auszüge &. benutzen könne.
Dresden, am 15. September, 1839.
Der Verfasser.“
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/dms/werkansicht/?PPN=PPN736003...