"Der Zweck dieses Buches spricht sich auf dem Titel aus. Es soll eine Anleitung für Jünglinge zur Erkenntniss des rechten Weges für ihr akademisches Studium und ihre Lebenseinrichtung sein, um mit sicherm Bewusstsein denselben zu betreten und bis zu seinem Ziele zu verfolgen; daher sie am Besten thun, sich mit dem Inhalte dieses Buches im letzten Jahre ihres Gymnasialcursus bekannt zu machen.
Da eine Ministerialverordnung vom 4. Februar 1838 die Gymnasialdirectoren verpflichtet, ihren Primanern vor ihrem Abgange zur Universität eine Anleitung zur richtigen Benutzung der akademischen Laufbahn zu ertheilen, so habe ich es für wünschenswerth gehalten, diesem Bedürfniss durch ein kürzeres, unmittelbar für den praktischen Behuf abgefasstes Lehrbuch, woran es bis dahin fehlte, zu entsprechen. Dasselbe hat den doppelten Zweck, theils als Grundlage zu den mündlichen Belehrungen den Schuldirectoren für ihre Abiturienten zu dienen, so dass der Inhalt der Paragraphe, mit welchem sich dieselben vorher bekannt gemacht, in mündlicher Besprechung ihnen näher erläutert wird; theils aber auch dem Studierenden eine ausreichende Belehrung zum Selbststudium zu gewähren. Doch soll dieses Buch nicht bloss für ihre Studienzeit genügen, sondern ihnen zum dauernden Nutzen auch für die Folgezeit, namentlich in der Uebersicht der Wissenschaften und Künste, gereichen.
Ueberall liegt diesem Buche unsere im Jahre 1842 bei demselben Verleger herausgegebene Akademische Propädeutik zum Grunde, welche indess einen höheren und weiter greifenden Zweck hat, indem sie vom Standpunct der neueren Wissenschaft aus den gesammten Bildungsprocess in seiner wissenschaftlichen und sittlichen Totalität durch alle Stufen, von seinem ersten Beginn bis zu seiner Vollendung entwickelt, und mithin sowohl die gelehrte Schulbildung als die akademische Bildung in allen ihren Zweigen umfasst. In diesem Werke ist eine vollständigere Belehrung über alle Theile unserer Hodegetik, namentlich eine weitere encyklopädische Ausführung der hier mitgetheilten Uebersicht der Wissenschaften und Künste zu suchen, daher auf dasselbe nicht selten Bezug genommen wird.
Uebrigens habe ich mich bemüht, auch in den strenger wissenschaftlichen Partien dieses Buchs den Ausdruck, ohne den Ansprüchen der Wissenschaft etwas zu vergeben, so fasslich und populär als möglich zu halten, und übergebe sonach dasselbe der studierenden Jugend unsers Vaterlandes mit dem herzlichen Wunsche, dass es dazu beitragen möge, höhere und würdige Ansichten von ihrer wissenschaftlichen und sittlichen Bestimmung in ihr zu wecken und zu befestigen.
Pforta den 18. Mai 1852.
C. Kirchner"

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