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- Alphabetische Enzyklopädien » Illustrirtes Konversations-Lexikon 1870-1882
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Illustrirtes Konversations-Lexikon
Bd. 1. A. 1870
http://books.google.com/books?id=bCZTAAAAcAAJ
http://archive.org/details/illustrirteskonv01leip
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bs...
Bd. 2. B. 1872
http://books.google.com/books?id=zydTAAAAcAAJ
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bs...
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015014715463
Bd. 3. C - E. 1874
http://archive.org/details/illustrirteskonv03leip
Bd. 4. F - H. 1875
http://archive.org/details/illustrirteskonv04leip
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015014715455
Bd. 5. J - L. 1876
http://archive.org/details/illustrirteskonv05leip
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015014715521
Bd. 6. M - P. 1877
Bd. 7. Q - S. 1878
http://archive.org/details/illustrirteskonv07leip
Bd. 8. T - Z, nebst Namen- und Sachregister. 1880
http://archive.org/details/illustrirteskonv08leip
Bd. 9. Erg.-Werk. Bd 1. A - F. 1881
Bd. 10. Erg.-Werk. Bd 2. G - Z. 1882
"Ueberaus groß ist die Reihe der seit Erscheinen des ältesten "Orbis pictus" und des ersten "Konversations-Lexikons" herausgegebenen, und entweder durch ihre Bilderbeigabe der Anschauung zu Hülfe kommenden oder nur durch ihre Darstellungsweise der Belehrung dienenden, volksthümlichen Werke. Doch in dem Maße, als sich deren Anzahl fortwährend vermehrte, wuchsen naturgemäß die zu Ruf gelangten älteren Encyklopädien auch an Umfang, ohne daß eine derselben die alten Bahnen verlassen und im Geiste der Zeit zu einem der vorzüglichsten Encyklopädien auch an Umfang, ohne daß eine derselben die alten Bahnen verlassen und im Geiste der Zeit zu einem der vorzüglichsten Belehrungsmittel, der gleichzeitigen Verbindung von Wort und Bild, gegriffen hätte.
Gegenüber dem Umstande, daß man bei tausenderlei Vorkommnissen gerade nach solcher Aufklärung verlangt, welche übersichtlich und zugleich anschaulich geboten wird: - erschien die Herausgabe eines Nachschlagebuches zeitgemäß, welches sich als Ziel steckt, innerhalb eines thunlichst enggezogenen Rahmens jegliche Auskunft in gedrängter Form und Darstellungsweise durch Wort und Bild zu ertheilen und zugleich einen auf Vergleichung beruhenden Charakter zu gewinnen.
In solchem Sinne will unser "Orbis pictus" in erster Linie ein Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch sein und in seinen grösseren Abhandlungen zugleich eine ansprechende Lektüre für Jung und Alt gewähren. Seine Eigenthümlichkeit beruht in der dargebotenen Möglichkeit, die Anschauung des Vorgetragenen durch Vergleichung des Verwandten zu unterstützen und im Bilde den Zusammenhang gleichartiger Stoffe und Thatsachen fördersam zu verfolgen. Ueberall ergänzen sich daher Text und Illustration und gestalten den vorgetragenen Gegenstand zu einem Gesammtbilde.
Vergleichende Zusammenstellung von Wort, Bild, Zahl heißt daher unser Motto. Eine derartige, durch Vergleichung und gebotene Anschauung erst zum Verständniß hinleitende Form der Darstellung, die Möglichkeit einen vergleichenden Maßstab an zusammengehörige Erscheinungen zu legen, konnten die großen bestehenden Lexika ohne Hülfe der Illustrirung nicht als Zielpunkte nehmen; das Aeußerste, was zu erreichen stand, gipfelte in dem Bestreben, ihren Abnehmern zu einem guten Theile eine Bibliothek zu ersetzen. Eine große Anzahl wissenschaftlicher Themata und Untersuchungen bedarf jedoch größerer Ausführung, will die beschreibende Darstellung jene Anschaulichkeit erreichen, welche gewiß rascher und eindringlicher mittels Vereinigung von Wort und Bild sich gewinnen läßt. Erspart doch nicht selten schon eine gut ausgeführte fachliche Illustration längere Auseinandersetzung und verleiht z. B. bei technischen Artikeln dem vorzutragenden Gegenstande erst die rechte Klarheit. Doch unser Werk unterscheidet sich von verwandten Enzyklopädien noch durch eine andere Eigenthümlichkeit, dadurch nämlich, daß es bei Heranziehung der behandelten Materien den Schwerpunkt in die kulturgeschichtliche Seite und in Betonung gewisser interessanter und denkwürdiger Vorkommnisse legt. Man braucht nur an die so vielfachen Entwicklungsformen von Sitte, Gebrauch, Mode, Tracht und zahlreiche andere für den Menschen nahe liegende Beziehungen zu denken, nur an die so mannichfaltig gegliederten Zweige des Gewerbfleißes und der Technik, an die Interessen von Gemeinde und Haus, an öffentliche Bestrebungen und persönliche Liebhabereien zu erinnern. Wie der Mensch in unberechbaren Zeitläuften sich aus der Roheit der Stein- und Bronzezeit zu den Bildungsanfängen der Eisenperiode hindurchgearbeitet, wie sein Begehren von den einfachsten Bedürfnissen bis zu dem heutigen Komfort in Haus und Gesellschaft sich verfeinert hat, wie aus einfachen mechanischen Grundgedanken die bewunderungswürdigsten Maschinen, von der ersten Dampfkugel bis zur heutigen Lokomotive, sich allmählich entwickelten, wie die Schifffahrt sich weiter fortbildete, vom kunstlosen Birkenkahn bis zum Riesendampfer, welcher Sturm und Wogen trotzt, wie anderseits im Laufe von Jahrtausenden das jetzige Verhältniß des Menschen zu Haus- und Zugthieren sich gestaltet hat: - alle diese Gebiete erlauben eine Anordnung, welche, festhaltend an stufenweiser Entwicklung, eine Erleichterung des Verständnisses hervorruft mittels vergleichender Zusammenstellung von Wort, Bild und Zahl.
Die angedeutete Behandlungsweise empfiehlt sich vornehmlich bei der Mehrzahl technisch-geschäftlicher Branchen insofern sich hierdurch wissenschaftliche Untersuchungen und Ergebnisse, ja selbst entfernter liegende Themata, wie Heraldik, Numismatik, Waffenkunde u. s. w., zu einem Gegenstande vermehrten Interesses für das größere Publikum erheben lassen. Hierzu kommt noch, daß die große Anzahl Auskunft gebender Sammelwerke, Atlanten und Tableaus, wie z. B. Ordens- und Wappenbücher, Flaggenkarten, Kostümwerke, Bücher über Seewesen und Schiffahrt, viel zu theuer sind, um so leicht in die Hand von Tausenden übergehen zu können. Auch die Quintessenz solcher Werke will unser Lexikon bieten.
Vorstehendes vorausgeschickt, werden daher sämmtliche Themata in unserem Werke in alphabetischer Reihenfolge unter den meistgesuchten Stichwörtern abgehandelt, jedoch, wo immer thunlich, durch dem Text eingeordnete Illustrationen und beziehentlich mittels vergleichender, bildlicher Zusammenstellungen zur Anschauung gebracht. Nicht minder werden die Leistungen der heutigen Statistik benutzt, um mit Hülfe einer zusagenden Anordnung die Bedeutung und die Ergebnisse unserer heutigen Kultur einer angemessenen Würdigung zu übermitteln und auf Grund schlagender Ziffern wie Thatsachen den Blick des Staatsbürgers für richtige Beurtheilung der allgemeinen Verhältnisse zu schärfen.
Eine Legion interessanter Gegenstände giebt es, welche sich auf höchst anziehende Weise in Gruppen bringen lassen, von übersichtlichen Zusammenstellungen bekannter Dichter, Künstler und Gelehrten, Feldherren und Helden mit Angabe ihrer vorzüglichsten Leistungen und Thaten, bis zur Vorführung der wissenwürdigsten Daten oder Gegenstände, z. B. der Gebirge und Höhen, Gewässer und Flüsse, der namhaftesten Orte, weiterhin bis zur Darstellung der wichtigsten Erforschungsreisen, Entdeckungen und Erfindungen des menschlichen Geistes. Fassen wir nach derselben Richtung hin die Darstellung der Geschichte ins Auge, so benutzen wir, unserem Grundsatze getreu, hier ebenfalls die vergleichende Form und stellen in diesem Sinne die in Betrachtung kommenden wichtigen Daten, soweit als thunlich, in chronologischen Uebersichten zusammen, welche die Hauptmomente der staatlichen Entwicklung sowie der Kulturfortschritte der verschiedenen Völker dem Auge darbieten. Bei diesem Beispiel stehenbleibend, gedenken wir die tabellarische Form, z. B. für die biblische und deutsche Geschichte, in Anwendung zu bringen, während die Weltgeschichte von uns in übersichtlicher Weise auf synchronistischen Tabellen abgehandelt wird, wodurch die gleichzeitigen Ereignisse und weltgeschichtlichen Persönlichkeiten in ihrer Bedeutsamkeit innerhalb neben einander gestellter Kolonnen dem vergleichenden Auge des Lesers vorgeführt werden.
Wir dürfen im Hinblick auf das Gesagte, vornehmlich unsere Illustrirung, wohl mit gutem Rechte den im gewählten Titel hervortretenden Charakter unseres Werkes als "Orbis pictus" herausheben und speziell im Interesse der heranwachsenden neuen Generation dem Haupttitel hinzufügen. Haben wir die volksthümlichere Bezeichnung als "Konversations-Lexikon" auch vorangestellt, so beruht dennoch der Hauptcharakter unseres Werkes in dessen Bedeutung als "Orbis pictus", wie derselbe im Sinne unseres heutigen Kulturzustandes aufzufassen ist. Wir betonen diesen Charakter unseres Unternehmens auch mit aus dem Grunde, weil wir ein besonderes Gewicht darauf legen, mit keinem der bestehenden Konversations-Lexika in Konkurrenz zu treten, vielmehr uns von allen vornehmlich dadurch zu unterscheiden, daß wir grundsätzlich die Vergleichung der in Bild und Wort vorgeführten Gegenstände bei den hierzu geeigneten Materien in Anwendung bringen.
Zum Schlusse gedenken wir noch eines außerordentlichen Bestandtheiles unseres Werkes. Wir meinen unseren Kartenapparat. Wir erheben hier keinen Anspruch darauf, in diesem Atlas jene mustergiltigen Leistungen zu erreichen, wie solche aus den geographischen Instituten in Berlin, Gotha u. a. O. hervorgehen. Aber auch selbst dergleichen Werken gegenüber können wir uns für unsern Atlas auf eine gewisse Originalität bei Zusammenstellung des ziemlich umfänglichen statistischen Materials berufen, das wir mit diesem unser Unternehmen ergänzenden Theile in Verbindung bringen. Unsere Karten bieten nämlich auf ihren Rückseiten vergleichende Uebersichten von Einwohnerzahlen, über Umfang und Ausdehnung der größeren Städte, über Handels- und Industrie-Verhältnisse, ferner übersichtliche Zusammenstellungen der verschiedenen Münzen, Maße, Gewichte in den einzelnen Ländern oder Staaten, deren Eisenbahnnetze u. s. w.
Außerdem enthält das Werk selbst, beziehentlich unser Atlas, zahlreiche andere graphische Darstellungen über wichtige Gegenstände der heutigen Bildung, die das allgemeinere Verständniß fördern. Dahin rechnen wir u. A. Himmelskarten, Erdbildungs- und andere geologische Karten, ferner Sprachen- und Bildungskarten, Karten über die Verbreitungssphäre der hauptsächlichsten Religionen, ferner vergleichende Karten in Bezug auf alte und neuere Geschichte, weiterhin Tableaus über die Verbreitung der wichtigsten Thiere und Pflanzen, Uebersichten der Höhen- und Gebirgszüge, der bedeutendsten Wasserstraßen, der Meeresströmungen, Isothermen u. s. w., Tableaus der Pflanzstätten der zumeist vorkommenden Faserstoffe, Körnerfrüchte, der Fundorte der wichtigsten Metalle u. s. w. Insofern jedoch ein besonderer Werth dieser Beigabe in ihrer Neuheit ruht, werden unsere Freunde es natürlich finden, daß wir diesen Atlas erst während des Erscheinens des letzten Bandes dieses Werkes unseren Abnehmern successive überliefern.
Man wird, soweit sich aus dem Vorliegenden die Entwicklung und die Ausführung dieses volksthümlichen Werkes ersehen läßt, uns das Zeugniß nicht versagen, daß wir, trotz so vieler Störungen während dieses denkwürdigen Jahres, bemüht waren, ein Werk echt deutschen Fleißes - ein deutsche Nationalwerk - zu schaffen. Um aber das uns vorschwebende hohe Ziel zu erreichen, bedürfen wir der fördersamen Mitwirkung aller Derjenigen, welche durch Wissen und Können dazu berufen sind, ein solches Unternehmen zu unterstützen. Nicht minder bedürfen wir auch der fortdauernden Gunst sowie Ermuthigung durch die deutsche Leserwelt und der Erhaltung des Vertrauens, welches uns bei Beginn des Werkes in so reichem Maße geworden ist, und das bis zum Schlusse desselben zu verdienen, wir uns gewiß angelegen sein lassen werden.
Leipzig, Ende 1870.
Die Redaktion."
http://archive.org/stream/illustrirteskonv01leip#page/n7